Traum52 – der Eremit OG >Collage29
<<

Ich sehe in einer Wüste in vielleicht 50 Metern Entfernung meinen Mann stehen. Er steht dort wie ein Eremit in Unterhosen, braun und abgemagert mit wirrem langem Haar. Mein 15-jähriger Sohn und ich versuchen daraufhin, ihn "einzufangen" von zwei Seiten kommend: Ich habe eine Kuchengabel in der Hand und nehme auch noch einen Haufen Sand in die andere Hand, denn mein Mann fängt an, mit Sand um sich zu schmeißen.
Als ich schon sehr nahe gekommen bin, trete ich auf einen Felsblock, der im Sand steckt. Dieser Felsbrocken bewegt sich daraufhin und erhebt sich und mich in schwindelnde Höhen und wird zu einem Felsen im Wasser. Die Wasseroberfläche liegt weit unter mir.
Ich schaue ins Wasser und sehe große Fische: wahrscheinlich Haie, denke ich. Als ich länger schaue, sind es Vögel geworden, die unter Wasser nach Futter picken. Ich denke mir, dass Vögel ja auch den Fischen ähnlich seien.
(weiblich, keine Altersangabe)

Anmerkungen der Träumerin:
Ich bin mit einem Gefühl starker schicksalhafter Einsamkeit aufgewacht und mit dem Gefühl, mein Leben überdenken zu müssen. Schon seit längerer Zeit lebe ich in einem starken Widerspruch zwischen meiner Gedankenwelt und meinen Handlungen. Ich lebe in einer schwierigen Ehe, aber gebe vor, dass alles in Ordnung ist. Ich flüchte mich in Parallelwelten, statt in meiner Ehe zurechtzukommen. Mein Mann ist ein sehr unglücklicher Mensch. Mein Sohn ist sehr verlässlich und fröhlich, mich aufheiternd und bereichernd. Ich habe das Gefühl von einem Wendepunkt in meinem Leben, den mir der Traum zeigt.
Drei Dinge waren sehr deutlich in meinem Traum: Die Kuchengabel stammte aus meinem Haushalt, versilbert mit einem Jugendstilgriff. Der Sand, den ich aufnahm, hatte eine andere, festere, zusammenhängendere Konsistenz als Sand, eher teigig, und die Standfläche des Felsens hatte die längliche Form eines Sarges.
Vor ein paar Jahren träumte ich einmal von einem Wal. Ich war allein auf einem großen Schiff festgebunden und der Wal schwamm neben mir.


Assoziationen von Ortrud Grön:

Eremit in der Wüste: Sie erleben sich in der Beziehung zu Ihrem Mann emotional wie in einer Wüste ohne Wasser, denn Ihr Mann lebt sehr in sich zurückgezogen.

Wirres Haar: Er kann seine Emotionen offenbar nicht einordnen und verbirgt sich daher.

50 Meter Entfernung: Sie aber sind auf der Suche nach befreiten Gefühlen (Zahl 50), um Ihr Leben mit allen Sinnen neu gestalten zu wollen.

Sohn: Dabei hilft Ihnen Ihr fröhlicher, heiterer Anteil, der zu Ihrem Wesen gehört.
Kuchengabel (Jugendstil, Silber): Nur dann, wenn Sie diesen Zustand ändern wollen und dazu nach befreienden Gefühlen suchen (silbern), mit dem Ziel, die Süße des Lebens (Kuchengabel) genießen zu wollen, finden Sie den Weg in die Freiheit.

Trockener Sand: Diesen Weg finden Sie aber nicht, wenn Sie wie bisher Ihre Gefühle verbergen ...

Mit Sand schmeißen: ... sobald Ihr Mann (weil er sich nicht mit seinen Gefühlen zurechtfindet), aggressiv reagiert. Wenn Sie Ihr eigenes Verhalten ändern, öffnet sich Ihnen ein neuer Weg.

Fels in Sargform: Dann wird der versteinerte Anteil Ihres Wesens, der nicht gewagt hat, sich wichtig nehmen zu dürfen, lebendig ...

schwindelnde Höhe: ... sodass Sie plötzlich einen bewussteren Einblick in Ihre Situation gewinnen und Ihre eigene Versteinerung wahrnehmen.

Fels im Wasser: Sie werden diese dann mit neuen Gefühlen wahrnehmen.

Fische und Hai: Daraus entwickeln sich in Ihnen neue farbige Bedürfnisse (Fische) fürs Leben – vorübergehend fürchten Sie dabei, aggressiv werden zu müssen (Hai).

Vögel: Aber alsbald erkennen Sie dann, wie sich Bedürfnisse in neue emotionale Freiheiten verwandeln lassen – das sind die Vögel.

Gefühl der Einsamkeit: Sie fühlen, es wird ein einsamer Weg, aber einer, der Sie in Ihre seelische Heimat führen will.

Liebe Träumerin,
diesen Weg hat offenbar schon vor Jahren Ihr Wal-Traum angesprochen, denn ein Wal erscheint nur dann im Traum, wenn es darum geht, eine emotionale Kraft wiederzuentdecken, die ich in der Kindheit verdrängen musste, um mich sicherer zu fühlen (der Wal ist ursprünglich ein Landtier, das ins Meer des Unbewussten zurückgegangen ist).
Aus Ihren Anmerkungen entnehme ich, dass Sie diesen Weg schon suchen, und ich wünsche Ihnen von Herzen viel Freude an sich selbst. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihrem Mann dadurch auch aus seiner Versteinerung zu holen.

zurück zur liste