Traum46 – Die doppelte Katze OG >Collage24
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Ich sitze auf dem Sofa unserer alten Wohnung und schaue fern. (Ich wohne schon lange nicht mehr dort, das Sofa stand früher einmal an dieser Stelle, als ich noch ziemlich klein war).
Auf einmal kommt die Katze meines Freundes zu mir aufs Sofa - die Katze ist fast schwarz mit einigen weißen Stellen. Sie will schmusen und drängt sich ganz eng an mich und will die ganze Zeit gestreichelt werden. Sie ist mir ganz nahe und irgendwie überrascht es mich. Sie springt dann plötzlich vom Sofa und kommt wieder hoch.

Danach gibt es auf einmal zwei Katzen. Das heißt, es gibt nicht wirklich zwei, die eine ist aus der anderen hervorgegangen, oben aus ihr herausgetreten. Dieses Double ist nun ganz schwarz.
Es ist, als wäre die Katze nur komplett, wenn ich sie auf die andere "aufstecke". Ich hebe die andere Katze, welche ganz leicht ist, immer wie hoch und lege sie auf die "richtige" Katze, um sie wieder zu vereinen. Das mache ich mehrmals, aber irgendwann sehe ich die zweite Katze immer deutlicher, konturierter und ich kann beide irgendwann nicht mehr miteinander verbinden.

Ich erschrecke und frage mich, wie das möglich ist und ob es jetzt immer mehr werden. Ich versuche es noch einmal, aber es geht nicht. Die zweite Katze macht mir ein wenig Angst. Ein wenig später weiß ich auf einmal, was zu tun ist, was die Katze die ganze Zeit wollte. Ich gehe in die Küche und verstehe, dass ich die Katze füttern sollte. Wie konnte ich das nur vergessen? Ich entleere die eingetrockneten Reste aus dem Napf und gebe ihr nach guter Überlegung neues Futter und fülle warme, frische Milch auf. Die Katze soll es gut haben.
2008 (weiblich, 21 Jahre alt)

Assoziationen von Ortrud Grön:

Liebe Träumerin,

ich habe versucht, mich in Sie hineinzuversetzen, deshalb schreibe ich in der "Ich-Form":

Ich sitze alleine – wie in meiner Kindheit - auf dem Sofa und sehe fern; das heißt, ich erlebe das Leben als Zuschauer.

Mein Freund, der seine Freiheit gerne souverän lebt (Katze), zieht sich häufig intensiv mit seinen eigenen Interessen zurück. Um so überraschter bin ich, dass er im Traum, in Gestalt der Katze, plötzlich so nachdrücklich meine Nähe sucht.

Diese Art meines Freundes, sich so souverän zurückzuziehen, löste mein Interesse an der Freiheitsliebe eines anderen Mannes aus (2. Katze). Dieser Bekannte ist voller Lebendigkeit, er zieht sich nicht zurück, sodass ich allein auf dem Sofa sitze, um fernzusehen. Er ging mit mir tanzen, schwimmen und unterhielt sich gerne mit mir. Ich fühlte mich mit ihm auf gleicher Wellenlänge, aber konnte meine Gefühle für ihn trotzdem nicht einordnen.

Am liebsten möchte ich gerne beider Verhalten vereint sehen (eine Katze auf die andere stecken), aber keiner von den beiden Männern kann beide Ausdrucksweisen des Lebens von sich aus verwirklichen. Nun bekomme ich Angst, was ich für mich tun soll. Der Traum sagt mir, ich soll mir bewusst machen, dass mein Freund etwas von mir braucht: Ich soll ihn mit mehr Zuwendung füttern, dann wird er auch mehr meine Nähe suchen.

Liebe Träumerin, ist es vielleicht so, dass Sie aus Rücksicht zu Ihrem Freund zuviel Rückzug einräumen, weil Sie glauben, dass er das nötig hat? Könnte es nicht sein, dass Sie Ihren Freund mit ihrem Temperament füttern sollten, damit er lernen kann, das Leben in sinnlicher Lust zu genießen – so wie Sie es tun?


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