Traum24– Der Wunsch und sein Walfisch >Collage14
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Ich sehe mich aus dem Blickwinkel eines anderen wie ich einen Bahnhof betrete. Es gibt zwei Bahnsteige, wobei nur einer noch in Betrieb ist. Das weiß ich ohne nachfragen zu müssen.
Ich treffe auf viele bekannte Gesichter. Sie alle drängen sich um eine Waggontür des gerade eingefahrenen Zuges. Jetzt merke ich erst, dass ich sie verabschieden gekommen bin. Ich würde gerne mitfahren, bin aber plötzlich so träge und schwer, dass ich nach einer Weile alleine am Bahnsteig zurückbleibe. Der Zug ist abgefahren und mit ihm hat sich auch alles um mich herum verändert. Das Licht ist ganz schwach und ich höre so ein Gluckern wie von einer Kaimauer vom anderen Bahnsteig. Jetzt erst fällt mir auf das dort wo das Gleisbett sein müsste, Wasser bis an die obere Kante des Bahnsteigs reicht. Es ist pechschwarz, wie Öl, nur durch die Lichtreflexe identifiziere ich es.
In dem Wasser ist ein riesiger Wal verankert. Er hängt an grossen Ketten. Ich spüre regelrecht seinen massigen Körper wie er leblos von den Wellen langsam hin und herbewegt wird.
In seinem Rumpf klafft ein riesiges Loch. Durch dieses Loch zwängen sich Haie in sein Inneres. Ich kann zwar nicht entdecken was sie dort tun bevor sie wieder zum Vorschein kommen aber mein Gefühl sagt mir, dass sie ihn von innen auffressen. Der Wal ist immer noch am Leben und verhält sich ganz ruhig. Es ist, als ob es sein Schicksal wäre, dem er sich nicht widersetzen kann. Das alles erschreckt mich und bei dem Versuch wegzulaufen wache ich auf.

Berlin, September 2005

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